Lepra war zurzeit Jesu eine unheilbare, tödliche Seuche. Deswegen wurden die Erkrankten mitsamt ihren Familien an isolierten Plätzen „ausgesetzt.“, daher der Name „Aussatz.“ Aussätzige waren verpflichtet durch Rufen vor sich selbst zu warnen, wenn jemand in ihre Nähe kam – damit man Sicherheitsabstand halten konnte!

Solch ein Aussätziger kommt nun, gegen alle Vorschriften, mit seiner letzten Hoffnung zu Jesus. Dieser weicht nicht vor dem Kranken zurück, sondern heilt ihn. Dann schickt er ihn weg, mit der Auflage, niemand zu sagen, daß er von Jesus geheilt worden sei. Damit will Jesus verhindern, dass er selbst zum Aussätzigen wird. Denn man wird ihn meiden, wenn man hört, daß er mit einem an Aussatz Erkrankten gesprochen hat. Leider hält sich der Geheilte nicht an Jesu Verbot, sondern verbreitet überall, wer ihn geheilt hat, „so dass Jesus sich in keiner Stadt mehr zeigen konnte“, sondern sich „an einsamen Orten“ aufhalten muss. Die Situation hat sich vollkommen gedreht: Jesus ist jetzt der Aussätzige!

Ausgegrenzte, Aussätzige gibt es auch in unserer Gesellschaft: Obdachlose, Suchtkranke, Asylanten, Straftäter… Und auch jeder hat in seinem privaten Umfeld Leute, die er im Herzen „ausgesetzt“ hat…

Das Evangelium zeigt: man bekommt für seine guten Taten nicht immer Lob und Anerkennung, Gutmütigkeit wird ausgenutzt oder verlacht. Wer an der Seite Ausgegrenzter steht, wird bis heute selbst ausgegrenzt.

An der Seite all dieser Menschen möchte der Evangelist Markus stehen und uns das Vorbild Jesu vor Augen stellen, der ganz nah bei den Menschen sein will, gerade bei denen ohne Lobby. Markus ist überzeugt: Gott läßt niemanden am „einsamen Ort“ verkommen. Das soll zum einen das Wunder zeigen, das Jesus am Aussätzigen tut, das zeigen aber auch die Menschen, die immer wieder ins Versteck Jesu kommen. Gott bricht alle Isolierung auf, indem er einem von irgendwoher einen Menschen über den Weg schickt. Diese Gewissheit sollte uns Mut machen, selbst öfters einmal gegen den Strom zu schwimmen – um der Liebe willen…

Mein Gott, lass mir im Leben des andern dein Antlitz leuchten. Das unwiderstehliche Licht deiner Augen, das auf dem Grund der Dinge strahlt, hat mich schon zu jedem Werk begleitet, das ich vollbringen durfte und zu jedem Schmerz, den ich ertragen musste. Gib, dass ich dich auch und vor allem im Innersten der Seele meine Schwestern und Brüder erkenne. Amen. (Teilhard de Chardin, 1881-1955)