In diesen kommenden zwei Wochen begehen wir zwei Feste, die mit Engeln zu tun haben: das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael am 29. September und das Fest der Schutzengel am 2. Oktober.
Engel sind biblisch gesehen Boten Gottes. Sie begleiten Menschen in schwierigen Situationen, sie tun gut und sind da, wenn man sie braucht oder sonst niemand zur Stelle ist.
„Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein“, heißt es in einem neuen geistlichen Lied. Nein, auch wir Menschen können einander Engel sein: füreinander da sein und einstehen, begleiten, stärken, schützen usw. Und so hofften vermutlich viele in Afghanistan, dass die, die mit ihren Armeen in ihr Land kamen, sich als Engel erweisen würden, die ihnen Gutes bringen, die sie schützen und ihnen ein anderes Leben ermöglichen würden. Doch das war – wie sich jetzt 20 Jahre danach zeigt – ein Trugschluss. Die, die sich für die Soldaten, auch die Deutschen, als Engel erwiesen hatten, weil sie ihnen halfen, die Menschen im Land zu verstehen und von den Menschen im Land verstanden zu werden, die vermittelten und übersetzten usw., fühlen sich jetzt im Stich gelassen. Das finde ich traurig und beschämend für die westliche Welt, und die Bilder in den Nachrichten über die Situation in Afghanistan und die verzweifelten Blicke der Menschen am Flughafen taten weh.
So kann und darf man nicht mit Menschen umgehen. Das ist auch alles andere als christlich in meinen Augen. Viel früher hätte dafür gesorgt werden müssen, dass diese sogenannten Ortskräfte die Möglichkeit bekamen, mit dem Truppenabzug das Land zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Jetzt aber sind sie von ihren „Engeln“ verlassen und den selbst ernannten „Gotteskriegern überlassen. Ich hoffe und bete, dass für die, die jetzt noch auf eine Ausreise hoffen, eine Lösung gefunden werden kann.
Aber ganz grundsätzlich denke ich beim Blick auf die Engelfeste dieser Wochen, dass diese mich daran erinnern, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten, dass wir einander Engel sein sollten und nicht Krieger. Getreu einem anderen geistlichen Lied: „Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein?“ Daran werden gerade wir Christen gemessen, ob wir füreinander die Engel sind, denen man vertrauen kann.
Im Psalm 91 heißt es dazu: „Vertrau auf Gott, seine Engel beschützen und bewachen dich. Sie tragen dich auf Händen, unter ihren Schwingen bist du sicher und geborgen.“ Solche Engel werden gesucht und gebraucht. Solche Engel sollen und können wir sein, wenn wir es wollen und dem Beispiel Jesu folgen, der für die am Rand stehenden, die Ausgegrenzten und Schwachen ein heilender Engel war.
Manfred Morfeld
© Bild: Peter Weidemann