So eine Fernbedienung ist schon praktisch – ich muss von der Couch oder aus dem Bett nicht mehr aufstehen, wenn ich den Fernseher leiser oder lauter haben will. Nie im Leben würden wir so häufig durch die Programme schalten, wenn wir dazu immer aufstehen müssten. Und selbst, wenn ich den Fernseher ausschalte, signalisiert mir ein kleines Lämpchen, dass das Gerät in Bereitschaft bleibt. Ein Tastendruck genügt und
der schwarze Bildschirm zeigt wieder bewegte Bilder.

Dieses kleine Lämpchen am Fernseher zeigt an, dass das Gerät auf Standby steht, wie das schöne neudeutsche Wort heißt. Standby würden wir wohl übersetzen mit „Bereitschaft“ Die Lampe zeigt an: mit einem Knopfdruck ist der Fernseher bereit, wieder zu laufen. Wenn wir Standby wörtlich übersetzen, dann müssten wir aber übersetzen mit „Beistand.“ Da ist etwas, das dezent im Hintergrund bleibt, um jederzeit aktiv werden zu können, wenn es gebraucht wird. Wie eben ein Fernseher im Standby-Betrieb.
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„Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.“, so hieß es im gerade gehörten Evangelium. Es befindet sich also etwas Göttliches im ständigen Standby-Betrieb. Es bleibt unaufdringlich im Hintergrund, immer in Bereitschaft, jederzeit aktivierbar über eine besondere Fernbedienung.

Und wer dieser göttliche Teil ist, der ständigen auf Standby steht, das verrät Jesus auch: „Es ist der Geist der Wahrheit…Ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Es ist Gottes Heiliger Geist. Der Heilige Geist, sagt Jesus am letzten Abend mit seinen Jüngern in den sog. Abschiedsreden, wird immer bei euch bleiben – auch dann, wenn ihr mich nicht mehr auf dieser Erde seht. Euer Beistand wird der Heilige Geist sein. Er ist immer in eurer Nähe, immer auf Abruf. Sobald ihr ihn aktiviert, ist er zu Diensten und wirkt in euch.
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Diese Zusagen an die zwölf Jünger gilt bis heute, sie gilt heute auch den Jüngern und Jüngerinnen hier in Husen/Scharnhorst. Jetzt mögen wir uns fragen: Wie sieht die Fernbedienung aus, mit der ich diesen Beistand aktiviere? Die Antwort auf die Frage nach der Fernbedienung für den Heiligen Geist liefert Jesus gleich mit: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten…“, sagt Jesu. Jesus lieben, Gott lieben, das hört sich immer schrecklich fromm und schrecklich schwer an. Aber eigentlich meint „Gott zu lieben“ in erster Linie: Zeit für ihn haben – für ein wenig Stille, fürs Gebet oder ein Kapitel aus der Bibel, oder für den Gottesdienst. „Habt Zeit für Gott, so wie ihr Zeit für andere Menschen habt, die ihr liebt.“, ermuntert uns Jesus. Wenn er dann vom Halten der Gebote spricht, dann müssen wir uns an sein „Doppelgebot der Liebe“ erinnern: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Dabei ist die Liebe zu sich selbst der entscheidende Schritt: Wo ich mich selbst nicht leiden kann, wo ich mit mir selbst im Unreinen bin, wo ich mit meinem Leben unzufrieden bin, da kann ich auch die andern und auch Gott nicht leiden können. Immer werde ich anderen ihr Glück nicht gönnen und neidisch auf die schielen, denen es angeblich besser geht als mir. Und wir werden Gott insgeheim Vorwürfe machen, warum es mir so geht und nicht so, wie denen da… Wo ich aber mit mir selbst im Reinen bin, da kann ich dem anderen auch was gönnen, da kann ich mich mit dem anderen freuen. Wer mit sich selbst in Frieden lebt, der erträgt den erfolgreicheren oder beliebteren Freund, ja, der kann sogar dankbar sein für den Erfolg des anderen. Wer sich lieben kann, kann Gott und den Nächsten lieben, und der hat damit die Fernbedienung in der Hand, mit der er den Heiligen Geist in seinem Leben aktivieren kann. Wer lieben kann – sich wie andere – der sorgt dafür, dass der Heilige Geist in seinem Leben zu wirken beginnt.
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Und daran schließt sich jetzt eine zweite Frage an: Wie wirkt dieser Heilige Geist nun im Leben eines Menschen? Auch darauf gibt das heutige Evangelium eine Antwort: Der Heilige Geist lässt den Menschen die Wahrheit erkennen! Jesus nennt den Heiligen Geist sogar ausdrücklich „Geist der Wahrheit.“ Und dieses Wahrheit lautet, so formuliert Jesus: „Ihr seid in mir und ich bin in euch.“
Ihr in mir“ – jeder und jede hat einen Platz im Herzen Jesu, alle gleichermaßen von ihm geliebt. Jesus ist in diesem und im kommenden Leben auf meiner Seite.

Wo wir das in unser Herz lassen, da können wir gelassen und hoffnungsvoll durchs Leben gehen. Das ist ein Teil des Wirkens des Heiligen Geistes. Und nach dem „Ihr in mir“ sagt Jesus: „Ich in euch“ – Jesus ist in jedem
Menschen zu finden. Das ist eine Wahrheit, die Jesus uns durch die eigene Praxis gelehrt hat. Wer sich bewusst ist, in jedem Menschen Jesus zu begegnen, der muss sich davor hüten, anderen Böses zu tun, der muss anderen Freundlichkeit und Wohlwollen, zumindest aber Respekt entgegenbringen. Dieses Wirken des Heiligen Geistes ermöglicht den Frieden zwischen den Menschen im Wissen: in jedem Menschen lebt Jesus.
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Schwestern und Brüder, wo wir die Wahrheit erkennen: „Wir in Jesus und Jesus in uns“, da ist uns der Beistand, der Heilige Geist, sicher, verspricht uns Jesus! Wo wir versuchen, nach Gottes Geboten zu leben, wo wir uns, den anderen und Gott lieben, da aktivieren wir den Heiligen Geist in uns. Und wir werden sein Wirken spüren: wir verlieren unsere Angst, wir werden gelassen, weil wir erkennen: Wir sind im Herzen Jesu geborgen. Und dann bringen wir den Menschen um uns herum den Frieden, weil wir erkennen: Jesus ist in jedem Menschen.

Was so ein geisterfüllter Mensch an Segen in die Welt bringen kann, ist nicht zu hoch einzuschätzen. Deshalb, Schwestern und Brüder, schalten wir ihn an, den Beistand unseres Lebens. Für ein Dahindämmern im Standby-Betrieb ist er wirklich zu schade.