Gedanken zum 4. Advent 2021

Der Prophet Jesaja träumt von einer anderen Welt. Aber diese Träume scheinen ausgeträumt, wenn man sich so in unserer Welt umsieht. Da wird die Wüste zwar jubeln, aber nur, weil sie wächst, da das Klima sich fatal wandelt. Da leben immer noch viele in Angst, Sorge und Schrecken – nicht nur wegen Corona. Da scheinen die Schakale dieser Welt weiter die Oberhand zu behalten. Da marschieren russische Soldaten an der Grenze zur Ukraine auf, da werden Oppositionelle nicht nur in Belarus für Jahre ins Straflager geschickt. Da nimmt der Hunger zu statt ab usw.

Die Zeiten sind zu stürmisch, um zu träumen, scheint es. Oder? ABER: In einem Jahresrückblick einer bekannten Zeitschrift las ich folgenden bemerkenswerten Satz: „Ich wurde von Eltern großgezogen, die mich gelehrt haben, dass es nur eine Einstellung ist, etwas unmöglich zu finden.“ Der, der dies sagte, ist ein Mann, der ohne Arme geboren wurde, der ABER dennoch Silbermedaillengewinner im Bogenschießen bei den Paralympics 2012 geworden ist und auch in diesem Jahr mit dabei war. Es ist oft eine Frage der Einstellung, ob wir etwas, was wir uns erträumen, für unmöglich halten, oder ob wir es Wirklichkeit werden lassen.

Auch im Evangelium begegnen uns zwei Menschen, deren Einstellung das unmöglich Scheinende möglich werden ließen: Elisabeth und Maria. Ihre Einstellungen basierten auf einem unerschütterlichen Glauben an einen Gott, der an und mit den Menschen handeln will, um andere Zeiten herbeizuführen. Und dieser Glaube lässt Maria Ja sagen zu Gottes Plänen und im Magnificat jubeln. Sie besingt in dem Lied eine Welt, die nicht fern der Realität sein muss, sondern die tatsächlich mit Gottes Hilfe Wirklichkeit werden kann. Maria hat erkannt: Mit Gott und im Vertrauen auf ihn sind andere Zeiten denkbar und möglich.

Es kommt dabei aber immer auch auf Menschen an, Menschen wie Jesaja, Elisabeth oder Maria eben, die sich auf die Pläne Gottes einlassen und ihm und seinem Handeln in ihrem Leben Raum geben und daran glauben, dass Träume und Visionen mit Gottes Hilfe wahr werden können. Und so wird Maria einen Sohn gebären, der diese große Vision von einer anderen Zeit verkörpern wird.

Aber der Lobgesang Mariens beschreibt noch kein Happy End. Gott hat in seinem Sohn einen neuen Anfang gemacht. Und dieser muss weitergehen durch Menschen, die wie Jesaja, Elisabeth und Maria nicht aufhören zu träumen von Gottes Reich, von einer besseren Welt wie es in einem neueren geistlichen Lied heißt. Und wenn auch alle lachen, heißt es da weiter, wir träumen diesen Traum!

Mit der Geburt und dem Leben Jesu hat Gott gezeigt, dass das, was Jesaja erträumt und wovon Maria gesungen hat, Wirklichkeit werden kann. Jesus hat gezeigt, dass andere Zeiten möglich sind, dass die Verhältnisse in der Welt umgekehrt werden können, wenn wir uns auf die Pläne Gottes einlassen und dem Weg Jesu folgen.

Denn: „Es ist oft nur eine Frage der Einstellung, etwas unmöglich zu finden!“

Amen!