Immobilienprozess in unserem Pastoralen Raum

Immobilienprozess: V = L x V x W

Im Januar ist nun auch unser Immobilienprozess offiziell mit den Beratern aus Paderborn gestartet, was ich zum Anlass nehmen möchte, Sie und Euch über die aktuellen Schritte zu informieren.

Gleichzeitig möchte ich ein wenig Mathe mit Ihnen und Euch machen und die oben genannte Formel entschlüsseln.

Das V steht für Veränderung. Die Veränderung ist unvermeidlich, da wir in einer VUKA-Welt leben. Was bedeutet das? Unsere Welt hat eine steigende Volatilität, das heißt, sie ist ständigen Schwankungen unterworfen, die immer schneller und unplanbar auf uns zukommen. Deswegen ist sie auch unsicherer geworden. Womit können wir planen, was ist morgen noch sicher? Zudem steigt die Komplexität. Wir sind ja nicht nur in einem Wandlungsprozesse in unseren Gemeinden, sondern auch im Pastoralen Raum. Nebenher laufen Wandlungsprozesse im Dekanat, im Erzbistum und natürlich auch in unserer Gesellschaft und weltweit, die sich untereinander bedingen. Zudem gibt es nicht mehr den einen richtigen Weg, so dass eine Orientierung und Positionierung schwierig wird. Wir müssen sehr viel Ambiguität aushalten und damit die Spannung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Identität und Relevanz, zwischen Einheit und Vielfalt aushalten… die Liste könnte noch lange weitergeführt werden.

Wir Christen müssen in dieser Welt zu einem Aufbruch und einer Veränderung bereit sein, weil auch Christus im heutigen Tempo mitgehen muss, um mitten unter den Menschen zu bleiben.

Und damit kommen wir zu der oben genannten Gleichung: Veränderung ist gleich Leidensdruck mal Vision mal Weg.

Im Moment kommt oft nur Veränderung zustande, weil der Leidensdruck steigt: weil wir weniger Gläubige werden, weil die Mittel geringer werden, weil das Personal weniger wird, weil man es von uns fordert.

Schlimm wäre es in dieser Situation, keine Vision zu haben. Denn wie Sie und Ihr in der Schule mal gelernt habt: eine Zahl, die man mit 0 multipliziert, ergibt immer 0; egal wie groß sie ist. Das heißt: Selbst wenn der Leidensdruck hoch wäre (z.B. „10“), wäre beim Fehlen einer Vision (also „0“) keine Veränderung möglich.

Wir brauchen(!) also Visionen im positiven Sinne. An dieser Stelle möchte ich einmal zwei eigene Visionen und Träume teilen: Ich träume davon, dass wir nicht traurig darüber sind, dass wir weniger werden. Die, die da sind, sind die Richtigen. Jede einzelne Begegnung, egal ob es eine, fünf oder wie in alter Zeit 20 Begegnungen sind, kann ein so gnadenvoller, ja sakramentaler Moment sein. Es gibt die Geschichten in der Bibel, in denen sich Jesus bedingungslos einer Person zuwendet (beispielsweise Bartimäus, der „gekrümmten Frau“ usw.) und durch diese einzelne Begegnung so viel Heil schafft. Es sind diese Geschichten der Zuwendung, der kurzen Berührung, der einfachen Fragen (z. B. „Was willst Du, dass ich dir tue?“), die uns heute noch immer in den Bann ziehen. Diese Geschichten sollten unsere Visionen sein, denn Christus will durch uns den Menschen begegnen. Das passiert, wenn wir uns ihnen bedingungslos zuwenden und fragen: Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun? Oder auch einfach sagen: Schön, dass DU da bist! So wie Jesus nicht mit Heerscharen durch Israel zog, sondern mit wenigen Freundinnen und Freunden, so lasst uns als Freundinnen und Freunden durch unseren Stadtbezirk ziehen mit einem zugewandten Blick für die, die auf unsere Blicke warten, und nicht mit dem traurigen Blick für Gebäude, die leer sind.

Und ich träume davon, dass wir zusammenkommen und gemeinsam Gottesdienst feiern. Wie würde sich das anfühlen? Stellen sie sich ein Osterfest vor, in dem 500 Gottesdienstbesucher zusammenkommen (so viele wären wir zusammen), in dem wir nicht genügend Plätze für MessdienerInnen im Chorraum haben, in dem die Chöre und Musiker unseres Raumes sich zusammentun und neue musikalische Highlights setzen, in dem ich die vertrauten Gesichter treffe, auch wenn wir an einem neuen Ort sind, in dem ich bei der anschließenden Begegnung neue Menschen kennenlerne, in dem alle eingebunden sind. Das sind nur zwei von vielen Träumen, die mich antreiben.

Und nun kommen wir nun zum W der Gleichung. Um so etwas zu erreichen, braucht es einen guten Weg, einen guten Prozess. Die Gremienvertreter (Kirchenvorstände, Gemeindeausschüsse und der Gesamtpfarrgemeinderat) haben sich am 13.1.2025 mit Experten aus Paderborn getroffen, um gemeinsam einen Weg zu beginnen. Erste Ideen und Visionen werden jetzt von einer Immobilien-Team-Gruppe (Thekla Hendler und Andreas Mallmann [KV], Martina Rohrbeck und Georg Heßbrügge [GPGR] und Stephanie Diekmann und Stefan Kaiser [Pastoralteam]) mit den „Paderbornern“ weiter ausgearbeitet und immer wieder zur Beratung an die Gremien gegeben.

Und hier habe ich eine Bitte an alle Mitglieder des Pastoralen Raumes: Schenken Sie uns ihre Träume und Visionen. Schreiben oder sagen sie uns oder ihren Gremienvertretern, wovon Sie träumen! Umso größer unsere Visionen (denken sie an die Multiplikation), desto wirkungsvoller kann Veränderung geschehen.

Natürlich gibt es auch Ängste, Befürchtungen und Widerstände. Das ist ganz normal. Auch diesen Gefühlen wollen wir Raum geben und sie ernstnehmen. Aber als Ratgeber sind Ängste und Befürchtungen nicht geeignet.

Und: Umso mehr wir Ihre und Eure Visionen kennen, umso besser wird die Veränderung. Rechnen wir noch einmal: Nehmen wir an, wir haben einen Leidensdruck von „10“, Visionen im Umfang von „5“ und machen noch einen halbwegs gut gestalteten Weg mit „3“, dann haben wir eine Veränderung von „150“. Was für großartige und weite Schritte könnten sich hinter dieser Zahl verstecken?

Wir sind im Heiligen Jahr, dessen Motto „Pilger der Hoffnung“ ist. Lassen Sie uns also hoffen, Träume und Visionen spinnen. Und lassen Sie uns gegenseitig daran teilhaben und es gemeinsam tun.

Stefan Kaiser

Bei Interesse sprechen Sie bitte an:
Stefan Kaiser, Pastoralbeauftragter
Mail: s.kaiser[at]kirche-dortmund-nordost.de
Tel.: 0231/2255-120

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